Wo beim Schwaben der Fuß das ganze Bein bedeutet, so scheint für viel der Körper nur der Kopf zu sein.

Andreas E. Jachmann

Vorfreude: Ich freu' mich drauf

Heute wird es um zwei Übungen gehen dir dabei helfen könne mit mehr Freude in den Tag zu starten, Durststrecken zu überstehen und dich mit dem Jetzt in deinem Körper zu verbinden und dabei loszulassen was sich lösen möchte.

Diese Übung ist besonders wertvoll, wenn wir sie am Morgen machen. Wir alle gehen durch anstrengende Phasen leichter und nehmen eher Hürden in kauf, wenn wir auf ein Ziel hinarbeiten und etwas Schönes in Aussicht stellen. Das Belohnungszentrum hat durchaus seinen Einfluss auf unser Handeln im guten wie immer destruktiven.

 

Hier soll es aber um eine ganz einfache Vorstellungsübung gehen. Es ist morgens, du wachst auf und liegst noch im Bett. Halte kurz inne und überlege auf was du dich heute freuen kannst.  Es muss gar keine große Sache sein. Suche nach drei Dingen, die dir heute begegnen werden auf die du dich freust. Die Klassiker sind: ein leckeres Essen, Treffen mit Freunden, der Feierabend oder eine vitalisierende Aktivität wie Musik oder Bewegung oder eine Massage.

Stelle dir diese drei Dinge vor und fühle sie in deinem Körper. Lass die Vorfreude deinen ganzen Geist mit Licht und Freude füllen und dann nimm diese Freude in den Tag. Sei dabei so detailliert wie möglich und versuche intensiv die Freude, die damit verbunden ist zuzulassen.

 

Die schönste Freude ist die Freude des Verstehens.

Leonardo Da Vinci

Ich spüre meinen Körper im Jetzt

Wenn wir unsern Körper spüren sollen, dann fühlt sich das oft als der Bereich an, der am Haaransatz beginnt und am Kinn aufhört: unser Kopf. Wir sind so super schlau, so involviert mit unserem Geist und das „Geeks“ („Kopfkünstler, Genies“) werde heute oftmals als das neue sexy verstanden.

Der Körper wird also auf einen ganz kleinen Bereich beschränkt, wenn es darum gehen soll ihn zu spüren. Dies merkte ich auch beim Unterrichten von Yoga oder anderen Aktivitäten, dass Menschen oft erstmal wieder in den Kontakt zum Körper finden müssen. Atmung wahrnehmen, Haut, Luft, Herzklopfen: den ganzen Körper, spüren.
Eine einfache Möglichkeit den oberen mit dem unteren Teil zu verbinden und in eine beobachtende Position zu kommen ist das beschreiben, was im Moment aufkommt.

Setzte dich mit oder ohne Stift hin. Spüre deinen Atem und beobachte was du spürst und notiere es im Geist oder auf dem Papier. Mach eine kleine Erkundungsreise, Inventur, schlüpfe für einen Moment in die Haut des Detektivs. Du darfst jetzt ganz erwartungsfrei, neugierig und spielerisch jede kleine körperliche Wahrnehmung in dir zur Kenntnis nehmen.

Beispiel

In genau diesem Moment spüre ich ein leichtes Jucken am linken Auge, der harte Hocker drückt etwas auf meine Oberschenken. Ich spüre wie die Atemluft Verdunstungskühle in meiner freien Nase erzeugt. Ich spüre einen leichten Schauer der mir über den Rücken läuft. Da ist etwas Spannung im Bereich meines unteren Rückens. Da ist eine leicht Beklemmung in der Brust. Der Wind streichelt kühlend meinen Rücken. Ein dankbares Lächeln erhellt mein Gesicht. Ich spüre wie sich die Freude ausbreitet. Ich spüre wie mein Herz deutlich zu schlagen anfängt.

Alle Dinge sind schwer bevor sie leicht werden.

Thomas Fuller

Die vielen kleinen Wesen in uns

Mein Meister, so nenne ich den weisen Herrn am KIT der mich zum königlichen Pfad führte, Prof. Dr. Hans-Jörg Seng, hat ein schönes Bild zum Körper während unserer Ausbildung mit uns geteilt:

“Der Körper ist eine Ansammlung von vielen kleinen Wesen. Wesen, die angeschaut werden möchten. Wesen, die geliebt werden möchten.”

Ganz oft habe ich selbst beobachten, dass wenn ich eine Körperpartie, eine Emotion, ein Gefühl oder einen Gedanken beobachtet habe, dass sich „Probleme“ und Anspannungen wie von selbst gelöst haben.

Arya: "Meisterschaft muss zu guter Letzt von innen kommen, nicht von außen."

Christopher Paolini in Eragon - Das Erbe der Macht

Mut zum Versauen

Fang ganz einfach an. Du kannst es nur richtig machen und sei bereit es völlig falsch zu machen (was gar nicht geht aber es sei hiermit zur Erleichterung erwähnt). Nimm dir Zeit. Die Signale sind manchmal ganz zart und leise und manchmal unüberhörbar. Bleib offen für beides und gehe locker und mit kindlicher Abenteuermanier an die Geschichte. Erinnere dich an die Zeit in der du ganz ungezwungen, offen und voller Begeisterung für die kleinsten Dinge warst. Verbinde dich mit dieser fröhlichen Seite in dir und erlaube dir Spaß beim Erkunden deines Ist-Zustands zu haben.

Schon allein durch das bloße Beobachten lösen sich angestaute Gefühle, Schmerz und wir nehmen uns neu wahr. Es kann sein, dass sich dabei Gefühle zeigen die länger auf deine Zuwendung gewartet haben. Oftmals kann da auch eine Träne fließen oder ein Bach aus Salzwassertröpfchen deine Wangen hinuntergleiten. Das ist okay und das ist stark, dass du das zulassen kannst. Authentisch sein, auch mal schwach sein dürfen ist eine Stärke, die dir mehr bringt als das Durchkämpfen und die Fassade aufrecht halten.

Wir alle wollen und brauchen Energie, Aufmerksamkeit und Liebe. Ich wünsche dir, dass du mit diesen zwei Übungen mehr davon in deinen Leben einlädst und dass die vielen kleinen Geschöpfe in dir als freudiger Verbund lebendig klingen und singen.

Bleib gesund, munter und spürsam.


Alles Liebe

Andreas

Namasté

Heute werde ich sehen, was zu sehen ist, spüren was zu spüren ist, und wissen was zu wissen ist.

Dr. Barbara de Angelis

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