Wenn wir die Dinge von oben betrachten, kommt uns alles viel kleiner vor und das denkbare wird machbar.

Andreas E. Jachmann

Wie gelingt es mir das Leben bewusst zu erleben, nach meinen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten, einen gesunden Puffer zu kreieren und dabei nicht am Alltag zu verpuffen? Diese wichtigen Fragen möchte ich mit dieser Blogreihe beantworten und dir dabei helfen relaxt und mit Frohmut durch die kommende Zeit zu gehen.

Das Leben ist in steter Veränderung, jeder Atemzug vergänglich und kein Moment ist wie ein anderer. Kein Tee schmeckt exakt wie der letzte. Das Universum dehnt sich ständig aus. Alles ist im Wandel und so langsam dieser Tag zu Ende zu gehen scheint, so schnell ist doch das letzte halbe Jahr vergangen. Der Bambus der kürzlich noch ein Spross im Garten war, der Rosenbusch, der kaum kniehoch war, ist nun über den Kopf gewachsen, das Unkraut vermehrt sich höhnisch, wie der Zeitgeistvirus unserer Tage.

Zeit ist kostbar. Wir alle wollen uns in eine gewisse Richtung bewegen und wachsen. Das größte Hindernis ist ganz schön versteckt und erwächst aus dem bekannten Land „Un“. Unbewusstes Sein kostet viel Zeit und viele Kostbarkeiten bleiben dann oftmals unverkostet.
In den letzten sechs Monaten ist viel passiert. In mir, in dir und in der Welt. Nichts ist wie es einmal war und doch scheint mancherorts alles weiterzugehen wie zuvor. Geht das gut? Kann das gut gehen? Wie viel unbewusste, halbherzig gelebte Zeit verträgt mein Leben, dein Leben, die Welt? Diese Gedankenspiele mögen zunächst unbequem sein doch die Absichten sind gut. Frage dich, rückblickend wie hast du das letzte halbe Jahr genutzt? Bist du bewusster, dankbarer und offener für dich und deine Mitmenschen geworden, hast du anders agiert oder einfach nur reagiert, konsumiert, gehortet und geglaubt?

Ich lebe im Moment und treffe von Moment zu Moment bewusste Entscheidungen.

Andreas E. Jachmann

Verloren im Augenblick

Bei diesem Sonnigen Wetter kommt mir das Bild der geliebten Baggerseen aus Karlsruhe in den Sinn. Es ist warm und du suchst Erfrischung im Wasser. Wenn du in das Wasser watest, dann wirbelst du Sand, Pflanzen und andere Teilchen auf. Das Wasser, das vorher klar war, ist nun undurchsichtig trüb. Es folgt ein Moment der Unachtsamkeit und schon ist die neue, die geliebte Sonnenbrille oder das brillante Schmuckstück im Wasser versunken. Du bekommst es gerade noch so mit. Jetzt wird es spannend. Du stehst oft vor diesen zwei Entscheidungsmöglichkeiten. Wie in einem interaktiven Buch kannst du jetzt entweder:

a) schnell danach suchen (rot)
b) Beobachten (grün)

a) Action, action, action

Du hast dich dafür entschieden, dass es an der Zeit ist, schnell zu reagieren. Du schreitest durch das Wasser, bewegst suchend und tastend Arme und Füße. Ganz im Geschen verwoben bemerkst du erst jetzt, dass du noch mehr Sand und Schlamm aufwirbelst und die Sicht sich verschlechtert. War da was? Schade, nein, es war nur ein kleiner Zweig. Nach einigen Minuten wilderem Gesuche scheint die Suche erfolglos. Resigniert bleibst du stehen, hältst inne und überlegst was du nun tun kannst. Dein Geist kommt ein wenig zur Ruhe, das Wasser um dich herum wird langsam wieder klar. Du blickst dich noch einmal genau um und kannst einen Schatten, ein Schimmern erkennen. Sachte bewegst du dich darauf zu, tastest und Erleichterung macht sich breit. Du hast es gefunden.

b) Rundblick - Beobachten

Du hast dich dafür entschieden die Ruhe zu bewahren. Du hast irgendwann gelernt im Modus des bewussten Agierens zu leben und vermeidest Reagieren wo du kannst. Erstmal die Ruhe bewahren ist dein Mantra und deine Amygala bleibt gelassen. Du bleibst stehen schaust dich um, gehst in die Knie und tastest vorsichtig ohne dabei viel Aufwirbeln zu verursachen. Langsam durchsuchst du bewusst dein näheres Umfeld und wenige Momente später hast du gefunden was verloren war.

Gefunden im Jetzt

Gratulation zum Fund. Welche Wahl hat dich mehr Energie gekostet? Welche Wahl triffst du momentan häufiger? Momente und Mechanismen wie diese begegnen uns in ähnlicher Form in den unterschiedlichsten Kontexten. Das lineare Muster ist meist: Ein externer Auslöser (actio) gerne in Begleitung von Irritation führt zu einer oftmals unbewusster gelernten automatische Reaktion (reactio). Millisekunden Entscheiden die Reaktionswahl. Nun stellt sich die Frage wie ich es schaffen kann, dass ich zwischen „actio“, dem Auslöser einen Raum finde, in dem ich eine bewusste „reactio“ (B=bewusste Beantwortung) bewerkstellige?

Reaktionen funktionieren nach einem Muster und ähneln Konditionierungen, die beide gelernt sein können. Der Zweck von solchen Mechanismen ist so einfach wie plausibel: Ressourcen sparen und ökonomisch funktionieren. Was angelernt ist geht leicht von der Hand, bedarf weniger Aufmerksamkeit und es verbleibt mehr Energie für anderes. Manchmal kommen wir an einem Ort an ohne und an die Hinfahrt zu erinnern. Im Autopilot sind wir zur Arbeit angereist. Unterbewusst hat es funktioniert, dass Auslöser A, das Erkennen des Signalwechsels auf eine rote Ampel die Reaktion R, stehen bleiben (hoffentlich erfolgreich) ausgelöst hat. Alltagsbeispiel Indien: Während ich diesen Text verfasse nehme ich plötzlich ein körpernahes Surren gefolgt von Hautkontakt (A) war, was die automatisierte Reaktion (R), klatschen und zerschmettern der Geräuschquelle (Mosquito) ausgelöst hat.
Muster, Vorlagen, Schablonen, Macros, Informationsaufbereitung, und andere vorbereitete Abläufe erleichtern unser Leben ungemein. Doch, Obacht, besonders wenn diese bereits unbewusst ablaufen, können sie tückisch sein und bringen dann gerne den unerwünschten Erfolg. Als ein populäres Beispiel sein unsere von Natur aus Problem fokussierten und destruktiven Selbstgespräche (Gedanken) genannt.

Die gute Nachricht lautet, dass soweit diese Muster gelernt wurden, diese auch wieder umgelernt werden können, sobald diese entlarvt wurden. Das gelernte Muster gleicht dem häufig genutzten Pfad über eine Wiese, die irgendwann zu einem eindeutigen Trampelpfad wird, der uns schnell von A nach B, beziehungsweise von A nach R bringt. Unterbewusste Re-Aktionen gleichen den meistbenutzten, den im Gehirn eingemeißelten Routen. Diese Routen-Präferenzen werden der Einfachheit oft und gerne benutzt, weil sich diese in irgendeiner Form als nützlich erwiesen haben und den Prozess ökonomisieren, denn eine bewusste Entscheidung kostet kurzfristig mehr Energie.
Wie gelangen wir also nun zu dem oben genannten Puffer der uns von einer automatischen „Wahl“ befreit und einen neuen bewussten Weg ermöglicht? In welcher Umgebung fällt uns das leichter? Wie können wir diese erschaffen?

Die kurze Antwort lautet: Ressourcen freigeben.
Wer bereits am Ende seiner Kräfte ist dem fällt es schwer noch mehr zu geben. Wenn ein Kopf schon fast am Platzen ist, dann ist eine weitere 90 Minuten Lerneinheit wenig glorreich. Wenn alles Krampft dann sei zweimal überlegt, ob für den letzte Kilometer nochmals das Tempo angezogen wird und dieser womöglich zum Kill-ometer wird. Wenn die To-Do-Liste überläuft, die E-Mail kaum beantwortet wurde und drei neue deine „dringliche“ Hingabe fordern, dann ist oft Schluss mit lustig und wir kämpfen oder fliehen.

Der Ausweg heißt: Erkennen und einen Schritt zurücktreten. Überblick schaffen, physische und psychische Distanz ermöglichen. Wie das gehen kann, zeige ich hier mit dieser unglaublich wirksamen Übung. Auch schon die kleinste Distanzierung, das Heraustreten aus dem Feuerkreis, kann dir helfen neuen Halt zu finden. Erdung kannst du erlangen, indem du dich mit dir und den fünf Elemente in dir, allem voran deinem Atem, verbindest.

Ich werde nicht die modische Dummheit begehen, alles als Betrug zu betrachten, was ich mir nicht erklären kann.

Carl Jung

Wieder den Boden unter den Füßen spüren

Eine wohlige Umgebung für Körper und Geist zaubern

1. Ich lade dich zunächst dazu ein, in einen angenehm aufrechten Sitz zu finden. Dein Kopf ist ausbalanciert, königlich, raja-haft, und thront auf deinem Hals.

2. Mit dem nächsten Atemzug ziehen deine Schultern zu den Ohren, verweilen für einen Moment und lassen dann erleichtert, gerne mit einem Seufzer, los. Wiederhole das einige male und beobachte danach wie es dir geht. Wenn möglich strömt dein Atem durch deine Nase: genüsslich ein und langsamer aus. Beobachte nun für einen Moment deinen Atemfluss, ohne zu bewerten, und spüre deinen Atem wie er momentan deinen Körper durchströmt. Dein Atem macht das ganz von alleine und er macht das wunderbar.

3. Verweile für einige Atemzüge in diesem Zustand und erlaube dir ganz loszulassen. Gerne darfst du jetzt deine Augen schließen und noch einige tiefe und ruhige Atemzüge genießen, vielleicht im Geiste an deinem Lieblingsort.

 

Wie geht es dir nun? Anders, besser? Wir sind so verstrickt und unser Leben ist so schnell und dynamisch im Wandel, dass wir oftmals zum Spielball werden anstatt zum Spieler, der den Ball lenkt und bewusst mit seiner Umgebung und seinen Mitspielern agiert. Umso häufiger du dich dem Zustand des gejagten Tiers entziehst und in eine ruhige bewussten Zustand wechselst, umso leichter wird es dir fallen diesen Puffer zu erschaffen und zu vergrößern.

Ich wünsche dir viel Freude mit der Atemübung, einen Tag voller bewusster Entscheidung und freue mich dich in Teil 2 zu begrüßen, indem es um unverzichtbare Gewohnheiten für mehr Lebensqualität gehen wird.

 

Herzlichst

Andreas

Namasté

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