Zeit...Punkte - Andreas E. Jachmann: Wasserfarbe, Lichtinstallation, Indien, 2020.

Manchmal ist der beste Weg etwas zu lernen, es falsch zu machen und dann zu schauen, was man getan hat.

Neil Gaiman

Warum schreibe ich erst jetzt den Blog?

Ich schreibe erst jetzt diesen Blog, weil ich einfach keinen Bock hatte. Die letzten Tage hatte ich generell wenig Antrieb und habe mich der Antriebslosigkeit unverpönt hingegeben. Das heißt jetzt nicht das ich den ganzen Tag den Kopf in den Sand gesteckt habe und mich betäubt habe, nicht ganz. Die Laune wurde zwar erfolglos mit Unmengen von Erdnüssen und Bananen  therapiert und es wurden einige Folgen Family Guy gesichtet aber ganz hab ich mich nicht aufgegeben.

Nein, darüber bin ich hinausgewachsen und siehe da: Ich schreibe diesen Blogeintrag und habe jeden Tag meine vier Seiten der „Morning Pages“ erfüllt.

Pflichtbewusstsein siegt über Gefühlschaos: 1:0.

Das intellektuelle Wachstum sollte mit der Geburt einsetzen und erst mit dem Tod aufhören.

Albert Einstein

Warum möchte ich erneut das Liebgewonnene, Sichere verlassen?

Der zweite Sprung ins Unbekannte-Weiterwachsen, nicht stehen bleiben. Fort, Schritt, einer nach dem anderen.

Nachdem ich Deutschland verlassen habe, war ich voller Tatendrang. Die Reiselust, der Unternehmergeist war wach und ich schien unbesiegbar zu sein. Man könnte jetzt sagen, dass diese KotFit-20 das Jahr 2020, unser aller Pläne inklusive der meinen durchkreuzt hat. Ich könnte alles auf die Umstände abwälzen und zurück nach „Hause“ aber nein, das will ich auf keinen Fall. Ich kam hierher mit einer Mission. Ich wollte tiefer ins Yoga eintauchen, unterrichten, Reisen, Konzertieren und neue Bekanntschaften machen

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So sehr ich diesen Ort und die Menschen um mich herum schätze und vermissen werde, so sehr möchte ich auch raus. Raus in die Welt, raus aus der Routine, raus aus dem goldenen Käfig. Alleine, selbstständig und selbstverantwortlich sein. Der Plan ab September komplett ohne finanzielle Unterstützung zu leben musste erstmal vertagt werde und so ist es weiterhin mein größter Wunsch mit meinen Talenten zu dienen und darüber meine „Unabhängigkeit“ zu sichern.

Unabhängigkeit ist gleichzeitig eine Illusion, was mir bewusst ist. Wir brauchen einander. Egal ob es um unser Innenleben, um das Wasser, die Pflanzen oder unsere Mitmenschen samt der Erfindungen der modernen Zeit geht: Wir leben stets im Kontext und sind nie unabhängig. Was wir aber aktiv tun können: teilen, dankbar sein und zurückgeben. Geben UND nehmen, in Balance, gleichermaßen, ehrlich und von Herzen gerne.

Warum war mein Geist die letzten Tage von grauen Wolken bedeckt?

Zunächst sei gesagt, dass es Tage geben muss, an denen wir uns auch mal mies fühlen. Wir dürfen das. Wir dürfen uns das erlauben. Das soziale Umfeld, als Extrem sei hiermit das Socialmedia-Getue genannt, scheint zwar immer gut drauf zu sein. Auf Fragen wie es dem andern geht bekommen wir stets die einzig akzeptable Antwort „gut“ und gut ist. Man darf sich auch einfach mal eine Weile unsicher, wütend, verzweifelt, besorgt, selbstkritisch und verloren fühlen.

Wenn wir ins Unbekannte aufbrechen dann sind das prominente Begleiter. Ungeliebt aber gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir uns liebevoll mit diesen auseinandersetzen.

3,2,1, Defusion

Defusion ist eine bewährte Strategie um starke Emotionen und drohende Explosionen zu entschärfen. Wie zuvor über Pufferzonen berichtet sind diese Emotional-Distanzierung-Maßnahmen nützliche Werkzeuge. Wir beobachten und fühlen die Gefühle die gesehen werden wollen ohne uns gänzlich darin zu verlieren. Beim intensionsfreien Beobachten lösen sich so manche Knoten von alleine. Das tiefe bewusste Atmen, die bewusste Verbundenheit zum Körper können da Wunder wirken.

So wichtig die Frage nach dem Warum auch in anderen Kontexten ist, so sehr können wir uns in unserem Gefühls-Jungel verlieren. „Let it be“, so John Lennon einst – einfach sein lassen ohne zu Grübeln macht in Momenten großer Aufgewühltheit oftmals mehr Sinn als die übermäßige fortwährende Analyse warum wir uns so fühlen wie wir uns fühlen.

In den letzten 33 Jahren habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: "Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich auch das machen wollen, was mir heute bevorsteht?" Und wenn die Antwort für zu viele Tage am Stück "Nein" lautete, wusste ich, dass ich etwas ändern musste.

Steve Jobs

Wo geht’s hin und wie geht’s weiter?

Gestern habe ich mich auf dem Portal Workaway angemeldet. Ich habe vor auch während dieser Umstände Indien zu bereisen. Da ist großes Vertraue in das Gute und dass ich genau auf die Menschen treffe, die mir weiterhelfen werden. Als Volontär suche ich nach Möglichkeiten in Goa, in der Nähe von Delhi oder im Himalaya (Himachal Pradesh) neue Wurzeln zu schlagen (welch brutale Umschreibung für so einen Domizilwechsel).

Von Farmarbeit, Yoga-Lehrer bis Kinderbetreuung bin ich für alles offen. Wenn es mir nur ums Geld gegangen wäre, dann wäre ich in meinem “gehobenen Mittelstandsleben” geblieben, hätte nach Paragraf X gelebt, meine 3000-4000 Euro verdient und gut ist. 

Nö, wollte ich nicht, will ich noch immer nicht. Ist das eine riskante Entscheidung gewesen? Ja und Nein. Kurz: Für das Ego ja, die Seele bleibt gelassen und freut sich sehr über die Authentizität. Steh ich weiterhin zu meiner Entscheidung? Ja, meistens und sobald ich mir ganz bewusst mache was tatsächlich im Leben zählt, wie vergänglich alles ist und warum ich auf dieser Erde bin, dann wird die Ruhe und das Vertrauen in das Unsichtbare, Gott, die Liebe, das Universum, glückliche Zufälle ganz groß und ein Lächeln erklingt leise auf den Saiten meiner Seelen-Harfe.

Als mir das obige Zitat von Steve Jobs die letzten Tage durch den Kopf ging und ich mein Verhalten reflektiert habe, wurde mir bewusst, dass sich was ändern musste und so korrigiere ich nun den Kurs und wage erneut den Vertrauenssprung ins Unbekannte.

Bleibt gesund und munter und bewusst in dem, was ihr fühlt, wie ihr handelt und wach für das was um euch herum geschieht.


Herzlichst
Andreas
Namasté

Arya: "Meisterschaft muss zu guter Letzt von innen kommen, nicht von außen."

Christopher Paolini in Eragon - Das Erbe der Macht

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